Freie Bahn für Igel, Eichhörnchen & Co.: Lebensräume für kleine Stadtwildtiere

Donnerstag, 17. Februar 2022
Im Rahmen des Projekts «StadtWildTiere St.Gallen» wurde im letzten Jahr zur Vernetzung von Gärten und Grünanlagen für Igel, Eichhörnchen und andere kleine Wildtiere aufgerufen. Igeldurchgänge wurden mit Plaketten markiert und Freiwillige kartierten 51 Flächen und 93 Strecken. Die Untersuchungen zeigen, dass im Siedlungsgebiet viele Barrieren für kleine Wildtiere bestehen. Zur Gestaltung von naturnahen Aussenräumen auf grösseren Liegenschaften wurde ein Leitfaden publiziert.

Die Stadt bietet Wildtieren in durchgrünten Wohnquartieren und Grünanlagen geeigneten Lebensraum, birgt jedoch auch eine Reihe von Gefahren: Barrieren wie Mauern, Zäune oder Treppen stellen für kleine Wildtiere unüberwindbare Hindernisse dar, fehlende Grünkorridore verhindern ein freies Durchkommen in der Stadt. Die mangelnde Vernetzung des Siedlungsraumes führt dazu, dass die Gefahren wie Strassenverkehr, keine oder fragmentierte Lebensräume und ein knappes Futterangebot noch verstärkt werden.

Igel-Wege und Eichhörnchen-Sprünge

Igel legen in einer Nacht Wege von einem bis zu drei Kilometern zurück. Sie brauchen also viele zugängliche Grünanlagen und Gärten für die Futtersuche. Das Projekt «Freie Bahn für Igel, Eichhörnchen & Co.» rief die St.Galler Stadtbevölkerung auf, Durchgänge in Zäunen und Mauern zu schaffen, diese mit Plaketten zu markieren und auf der Meldeplattform für Wildtierbeobachtungen stgallen.stadtwildtiere.ch zu melden. Im Jahr 2021 wurden 30 Igel-Durchgänge sowie 190 Beobachtungen von Eichhörnchen und 40 von Igeln gemeldet.

Im Rahmen des Citizen Science Projekts kartierten zehn Freiwillige 51 Flächen und 93 Strecken und erfassten damit, wo Igel Schlafplätze finden, wo Hindernisse ihnen den Weg versperren und wo Eichhörnchen von Baum zu Baum springen können. Die Daten zeigen eindrücklich, dass es in vielen Wohngebieten kaum Hecken, Rabatten oder Asthaufen gibt, wo Igel und kleine Wildtiere den Tag oder den Winter verbringen können. Die Wege der Eichhörnchen werden vielfach durch Lücken im Baumbestand und fehlende Hecken unterbrochen. Besonders in Einfamilienhaus-Quartieren, wo oft jeder Garten mit Zäunen oder Mauern abgegrenzt ist, und an Hanglagen mit Stützmauern gibt es viele Barrieren für Igel. In Quartieren mit grösseren Liegenschaften und Siedlungen mit Mehrfamilienhäusern sind die Aussenräume oft monoton mit grossen Rasen- oder Wiesenflächen und wenigen Büschen und Bäumen. Es fehlen Sträucher, Hecken, Rabatten mit dichten Staudenbepflanzungen, Ast- und Laubhaufen und zusammenhängende Baumkorridore.

Naturnahe Lebensräume – ein Gewinn für Mensch und Natur

Mit einer naturnahen Gestaltung von Gärten und Liegenschaftsumgebungen können Lebensräume für kleine Stadtwildtiere geschaffen werden. Eine reiche Artenvielfalt bedeutet nicht nur eine biodiverse Natur vor der Haustüre, sondern auch mehr Lebensqualität für die Bewohnerinnen und Bewohner der Liegenschaft. Die Meldeplattform www.stgallen.stadtwildtiere.ch bietet Tipps für einen wildtierfreundlichen Garten und ein Leitfaden für Hauswartungen, Facility Management und Liegenschaftsverwaltungen zeigt, wie verschiedene Tierarten und deren Vernetzung bei grösseren Liegenschaften gefördert werden können. Am Beispiel von Igel, Eichhörnchen, Distelfink und Wildbiene wird beschrieben, welchen Lebensraum Wildtiere brauchen, welche Gefahren und Hindernisse ihnen das Leben erschweren und wie diese und andere Arten unterstützt werden können. Die Planung und Pflege von naturnahen Grünräumen setzt einiges an Wissen voraus, ist aber letztlich weniger aufwendig und kostengünstiger als die Intensivpflege.

Projekt StadtWildTiere

Auf der Meldeplattform stadtwildtiere.ch können für den gesamten deutschsprachigen Raum Beobachtungen von Wildtieren eingetragen werden. In St.Gallen wird das Projekt im Rahmen von «Natur findet Stadt» von der Stadt St.Gallen, vom WWF St.Gallen, von Pro Natura St.Gallen-Appenzell, dem Naturmuseum St.Gallen und vom Naturschutzverein St.Gallen und Umgebung getragen. Weitere Informationen zum Projekt sind unter www.stgallen.stadtwildtiere.ch zu finden.

Link zur Projektseite: https://stgallen.stadtwildtiere.ch/node/10166

Rückfragen

Karin Hungerbühler, Umwelt und Energie, Telefon +41 71 224 56 90, karin.hungerbuehler@stadt.sg.ch
Anouk Taucher, Geschäftsstelle StadtWildTiere, SWILD, anouk.taucher@stadtwildtiere.ch, Tel. +41 44 450 68 09

Bilder
Die nachfolgenden Bilder stehen für den Gebrauch im Zusammenhang mit der Medienmitteilung bei korrekter Zitierung der Bildautoren kostenfrei zur Verfügung.
Für kleine Igel sind selbst Treppen schwer überwindbare Hindernisse.
Mut zur Lücke: eine kleine Lücke im Zaun ermöglicht den Zutritt für kleine Wildtiere wie Igel.
Eichhörnchen bewegen sich am liebsten von Baum zu Baum vorwärts, denn am Boden lauern viele Gefahren auf sie.
Mit Zwischenstufen können selbst höhere Treppen für Igel zugänglich gemacht werden.