In diesem Jahr wurde es bei StadtWildTiere Luzern farbenfroh und vielfältig: Rund 600 Wildbienenarten leben in der Schweiz und bestäuben unsere Wild- und Nutzpflanzen. Auch in der Stadt Luzern leben über 150 Wildbienenarten - über ihre Verbreitung ist jedoch nur wenig bekannt. Viele Freiwillige halfen mit, mehr über Wildbienen in Luzern herauszufinden! Fleissige Bestäuberinnen Wildbienen tragen als effiziente Bestäuberinnen der Wild- und Kulturpflanzen eine ausserordentlich wichtige Rolle im Ökosystem. So sind beispielsweise rund 80% der Wild- und Kulturpflanzen, wie Tomaten oder Äpfel und Birnen, auf die Bestäubung von Insekten angewiesen, wobei Wildbienen dabei die wichtigste Bestäubergruppe bilden. Bedrohte Vielfalt Über 600 Wildbienen-Arten leben in der Schweiz und rund 150 Arten kommen in der Stadt Luzern vor. Doch etwa die Hälfte der Arten ist gefährdet. Probleme wie Lebensraumverlust, Pestizide und die geringe Diversität an einheimischen Blütenpflanzen setzen den Wildbienen zu. Mit dem Projekt «StadtWildBiene» widmeten wir uns im 2022 ganz den Wildbienen in der Stadt und ihrer Förderung. © Sandra Schweizer / wildenachbarn.ch Die Wiesenhummel ist eine kleine Art der insgesamt rund 40 einheimischen Hummelarten. Resultate Systematische Aufnahmen in städtischen Grünflächen Zusammen mit Freiwilligen führten wir eine systematische Erhebung der Blütenbesucher in der Stadt Luzern durch. Von April bis Ende September haben 16 Freiwillige gemeinsam mit zwei Mitarbeiterinnen vom Projekt StadtWildTiere in 68 Untersuchungsgebieten von 1 m² Grösse, verteilt über die ganze Stadt Luzern, Blütenbesucher aufgenommen. Dabei wurden die häufigsten Gruppen von Blütenbesuchern gezählt und Wildbienen fotografiert. Auf den Untersuchungsflächen und im Umkreis von 30 Metern wurden zudem Angaben zur Vegetation erfasst.Seltene Wildbienenarten und häufige Honigbienen Insgesamt wurden während der Feldarbeiten und im Rahmen des Fotowettbewerbs über 400 Bienenindividuen fotografiert. Anhand der Fotos konnten 32 Bienenarten (inkl. der Honigbiene) aus 15 Gattungen bestimmt werden. Darunter gab es Beobachtungen von seltenen Arten, wie der Platterbsen-Sandbiene (Andrena lathyri) oder der Glockenblumen-Sägehornbiene (Melitta haemorrhoidalis). Für letztere gelang sogar ein Erstnachweis für die Stadt Luzern. Es zeigte sich zudem, dass die Honigbienen in der ganzen Stadt unterwegs waren. Bei rund der Hälfte der gezählten Bienen handelte es sich um Honigbienen.Reduziertes Blütenangebot im Verlauf der Saison Im Verlauf der Beobachtungssaison vom Frühling bis in den Herbst nahm die Anzahl Blüten in den Untersuchungsflächen und in deren Umgebung stark ab. Während im April und Mai noch auf 59 % der Gebiete viele bis mittel-viele Blüten in der Umgebung vorhanden waren, reduzierte sich diese Menge auf 38 % im Juni /Juli und auf 16 % im Spätsommer. Bereits im Juni und Juli war das Blütenangebot somit viel kleiner als im April und Mai, obwohl dann am meisten Wildbienen registriert wurden. Dies unterstreicht, wie wichtig ein über die Saison kontinuierliches Blütenangebot für die Blütenbesucher ist.Kleine Flächen mit viel Potential Am meisten Wildbienen pro Aufnahme konnten in den privaten Gärten registriert werden. In den Untersuchungen konnte weder in der Anzahl Wildbienen noch im Blütenangebot einen Unterschied zwischen Untersuchungsflächen in grossen und solchen in kleinen Grünräumen festgestellt werden. Dies bedeutet, dass bereits kleine Flächen wesentlich für die Wildbienenvielfalt im Siedlungsgebiet beitragen können. Fazit Auch kleine Flächen wie z.B. Baumscheiben mit einer vielfältigen Bepflanzung und angepasster Pflege werden von vielen verschiedenen Wildbienenarten besucht und können damit zu einer hohen Artenvielfalt der Wildbienen in dichten Stadtquartieren beitragen. Zeitpunkt und Ausführung des Unterhalts einer Grünfläche ist für die Insektenfauna entscheidend. Insbesondere der Sommerschnitt kann zu einer abrupten Abnahme des Blütenangebots führen, wenn er grossflächig ausgeführt wird. Eine zeitlich und räumlich gestaffelte Mahd verbessert das Nahrungsangebot der Wildbienen über die Saison. Für die Wildbienen-Vielfalt ist ein genügendes Blütenangebot von Frühling bis in den Herbst wichtig. Die Auswahl der gesäten und gepflanzten Wildpflanzenarten sollte darauf ausgerichtet werden, dieses Blütenangebot über die gesamte Saison zu gewährleisten. Ausserdem bieten einheimische Wildstauden wie Natternkopf, Kornblumen, wilde Malve etc. meist mehr Nektar und Pollen als Zuchtformen wie beispielsweise Begonien, Dahlien oder Chrysanthemen. Letztere bieten Wildbienen keine Nahrung. In Luzern wie auch in vielen anderen Schweizer Städten ist die Dichte der Honigbienen und die Zunahme an Honigbienenstandorte in den letzten 10 Jahren deutlich gestiegen. Im Sinne einer nachhaltigen Nutzung des Blütenangebots durch Honigbienen empfiehlt es sich, die Entwicklung neuer Standorte im Siedlungsraum zu beobachten. Dokument BE_SWT_Luzern_StadtWildBienen_2022.pdf Gewinnerbilder des Fotowettbewerbs Im Rahmen der Aktion «StadtWildBienen in Luzern» wurde ein Fotowettbewerb durchgeführt. Alle Bilder von Wildbienen aus der Stadt Luzern, die von Januar bis am 31. August 2022 auf die Meldeplattform StadtWildTiere Luzern hochgeladen wurden, konnten am Fotowettbewerb teilnehmen. Bis am 15. Oktober 2022 konnten alle in der Wettbewerbsgalerie für Ihre Lieblingsbilder abstimmen und damit den Publikumspreis mitbestimmen. In zwei Kategorien wurden attraktive Preise verliehen: Publikumspreise: 1. Rang: Privatexkursion der Ornithologischen Gesellschaft Luzern OGL 1. Rang: Privatexkursion von Pro Natura Luzern Jurypreise: 1. Rang: Wildstaudengutschein von CHF 100.- von der Wildstaudengärtnerei 2. Ränge: Wildstaudengutschein von CHF 50.- von der Wildstaudengärtnerei Da zwei Personen die gleiche Punktzahl beim Publikumspreis erhielten, gab es dieses Jahr in dieser Kategorie zwei erste Ränge. Folgende Personen wurden für ihre Bilder prämiert: © Deborah Wiss / stadtwildtiere.ch Kegelbiene (Coelioxys sp.) Gewinnerbild des Publikumpreises: Beobachtung einer Kegelbiene (Coelioxys sp.), was immer ein Highlight im Feld ist. © Deborah Wiss / stadtwildtiere.ch Format Bild ein Drittel, Text zwei Drittel © Raimund Erni / stadtwildtiere.ch Rote Mauerbiene (Osmia bicornis) Gewinnerbild des Publikumpreises: Beobachtung einer Roten Mauerbiene (Osmia bicornis). Eine typische Bewohnerin der Nisthilfen. © Raimund Erni / stadtwildtiere.ch Format Bild ein Drittel, Text zwei Drittel © Deborah Wiss / stadtwildtiere.ch Mörtel-/Blattschneiderbiene (Megachile sp.) Gewinnerbild des Jurypreises: Beobachtung eines Männchens einer Mörtel-/Blattschneiderbiene (Megachile sp.) Format Bild ein Drittel, Text zwei Drittel © Elias Bader / stadtwildtiere.ch Maskenbiene (Hylaeus sp.) 2. Platz des Jurypreises: Beobachtung einer Maskenbiene (Hylaeus sp.) auf einem Natternkopf. Format Bild ein Drittel, Text zwei Drittel Weiterführende Links Hier geht es zu einigen Bestimmungshilfen und Empfehlungen für Bücher, die Ihnen den Einstieg ins Bestimmen von Wildbienen erleichtern.Hier geht es zu den Artporträts der häufigsten Wildbienen unserer Siedlungsgebiete. Finanzierung und Trägerschaft Das Projekt «StadtWildBiene in Luzern» wurde von der Albert Koechlin Stiftung und der Stadt Luzern finanziert. Die Trägerschaft - Umweltschutz Stadt Luzern, Natur Museum Luzern, WWF Luzern, Pro Natura Luzern, Birdlife Luzern, Ornitholigische Gesellschaft Luzern – unterstützten die Organisation des Projekts.