Luzern: Igel gesucht

Igel unter Druck?

Igel leben heute im Siedlungsraum in höherer Dichte als in ländlichen Gebieten. Dies war das Er­gebnis eines Forschungsprojekts von 1992, in welchem die Igelpopulation der Stadt Zürich detail­liert erforscht wurde. In den letzten Jahren liessen jedoch Beobachtungen aus einem wissenschaft­lichen Projekt und Erfahrungen im Rahmen der Beobachtungsmeldeplattform stadtwildtiere.ch befürchten, dass heute weit weniger Igel in Wohnquartieren des Schwei­zer Mittellandes leben als noch vor 20 Jahren. Studien aus Grossbritannien zeigen gar einen Rück­gang des Igelbestandes von 30 bis 50% in den letzten 10 Jahren.

Wie steht es um die Igel in Luzern?

Dieser Frage gingen wir 2018 im Projekt „Igel gesucht“ in Luzern nach. Die Bevölkerung der Stadt Luzern wurde aufge­rufen, Igelbe­obachtungen zu melden. Zudem wurde mithilfe von Freiwilligen mittels Spurentun­nel die Ver­breitung der Igelpopulation in Luzern untersucht.

Ein Beispiel von Igelspuren auf dem Papierstreifen und einer leeren Köderschale auf der Einlage des Spurentunnels.
Einsatz von vielen Freiwilligen

Zwischen Mai und August 2018 gingen 91 Meldungen von Igelbeobachtungen auf der Melde­plattform www.stadtwildtiere.ch für Luzern ein. Dank des engagierten Einsatzes vieler Freiwilliger konnten 206 Spu­rentunnel auf Stadtgebiet aufgestellt und während fünf Tagen betreut werden. In 48 der 206 Spurentunnel (23.3%) konnten Igelnachweise erbracht werden.

Vergleich der beiden Methoden Spurentunnel und Beobachtungs¬meldungen: bearbeitete Kilome¬terquadrate mit Igelnachweis dank Spurentunnel (grün) und ohne Igelnachweis (rot); Beobachtungs¬meldun¬gen (grüne Punkte).
Wie viele Igel leben in Luzern?

Ausgehend vom Schätzmodell, welches in Zürich entwickelt wurde, ergab sich aufgrund der Anzahl Igel­spuren pro Untersuchungsgebiet für die Stadt Luzern (Fläche der Untersuchungsgebiete, 21 km2) eine Igel­population von 260-520 Igeln. Dies entspricht einer Dichte von 18.7 Igel pro km2. Diese Dichte ist vergleich­bar mit den Dichten aus den anderen Städten, in welchen mit Spurentunnel die Igelverbreitung untersucht wurde, wie Zürich oder St. Gallen.

Die Resultate des Projekts zeigten, dass Igel noch immer in vielen Stadtquartieren verbreitet waren. Auffällig ist jedoch, dass die Igeldichte zwischen den Stadtgebieten stark variiert und die Verbrei­tung Lücken auf­wies. Die Gründe, welche hinter diesen Lücken und eines möglichen Rückgangs stehen, müssen weiter untersucht werden. Gleichzeitig sollen die Lebensräume der Igel aufge­wertet werden. Diese Massnahmen kommen nicht nur den Igeln zugute, sondern auch anderen Wildtieren im Siedlungsraum.

Artporträt

Erinaceus sp.